Gerücht: Fremdheit

„Judenzählung“ 1916

Soldaten marschieren mit Fahnen und Trommeln. Publikum am Straßenrand hebt zum Teil die Hüte.
Abmarsch deutscher Soldaten (Foto 1914). © Wikimedia Commons | Gebrüder Borchers | PD-80 

Antisemitischer Vorwurf: „Juden drücken sich vorm Kriegseinsatz.“

Hintergrund

Ein nationalistischer Taumel prägte Deutschland zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Auch unzählige jüdische Männer meldeten sich begeistert als Kriegsfreiwillige. Viele verbanden damit auch die Erwartung, dass ihre Zugehörigkeit zur deutschen Nation endlich anerkannt würde.

Tatsächlich wurde zu Beginn des Krieges öffentlich weniger Antisemitismus geäußert. Als sich aber die militärische Lage verschlechterte, trat Judenhass wieder offener zu Tage. Es wurde behauptet, Juden seien „Drückeberger“: Sie würden sich durch Geld und Beziehungen vom Militäreinsatz zurückstellen lassen. 

Um von den militärischen Misserfolgen abzulenken, ordnete das Kriegsministerium eine „Judenzählung“ in der Armee an und stellte sich damit offiziell hinter den Verdacht. Wissenschaftliche Studien belegten später, dass diese antisemitischen Unterstellungen jeder Grundlage entbehrten.

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