Nazi-Vergangenheit

Täter - Opfer

Die Skyline von Dresden spiegelt sich in einem Linsenball, den eine Person hochhält. Die Skyline aus dem Hintergrund erscheint daher auf dem Kopf in dem Glasball
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Um den Holocaust kleinzureden, wird häufig betont, was „die Deutschen“ während des Zweiten Weltkriegs Furchtbares durchgemacht haben. In einer Umfrage stimmen rund 40 Prozent der Befragten zumindest teilweise der Behauptung zu: Die „deutsche“ Bevölkerung hätte genauso gelitten, wie die Gruppen, die von den Nazis verfolgt wurden (MEMO-Studie 2021). Auch Neonazis nutzen diese Art der Verharmlosung besonders gerne: Sie sprechen von einem „Bomben-Holocaust“, um die Bombardierung deutscher Städte während des Zweiten Weltkriegs zu beschreiben. Das „deutsche Volk“ soll also das wahre Holocaust-Opfer sein.

Unter den Folgen des Krieges, den NS-Deutschland über Europa und die Welt brachte, litten natürlich alle. Auch diejenigen, die von den Nazis zum „deutschen Volk“ gezählt wurden. Das kann aber nicht mit dem systematischen Massenmord an Millionen von Menschen während des Holocaust gleichgesetzt werden.  

Die Nazis hatten in der deutschen Bevölkerung eine breite Unterstützung. Die Mehrheit der Deutschen gehörte nicht zu den Opfern der NS-Herrschaft. Sehr viele waren an den Verbrechen direkt oder indirekt beteiligt und profitierten davon. Täter:innen als Opfer darzustellen, ist eine Spielart der sogenannten Täter-Opfer-Umkehr, die besonders typisch für den Antisemitismus nach dem Holocaust ist.

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